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Der „Palais des Fêtes“ – Festpalast

An der Ecke rue Sellénick/ rue de Phalsbourg gelegen, ist der „Palais des Fêtes“ oder Sängerhaus, so sein ursprünglicher Name, ein Ort, der ganz den Festen und kulturellen Aktivitäten gewidmet ist und einen großen Konzertsaal bietet. Dieser große Gebäudekomplex, gebaut vom „Straßburger Männergesangverein“ wurde 1903 eingeweiht.

Der Straßburger Männergesangverein, gegründet 1872, bildete einen wichtigen Verein des Chorgesangs im Reichsland Elsass-Lothringen, ein Gebiet, das seit 1871 an das wilhelminische Deutschland angeschlossen war. 1890, benennt sich der Verein in „Fédération des Chanteurs d’Alsace-Lorraine“ um.

Ab 1897 ermöglichen finanzielle Zuwendungen durch die deutsche Regierung sowie von privater Seite aus ganz Europa den Bau des „Sängerhauses“, ein Ort, der speziell dem Chorgesang gewidmet wird, und der große Konzerte mit großen Chören vor großem Publikum ermöglicht. Mit mehr als 1.700 Sitzplätzen stellte der große Saal zu dieser Zeit einen der größten Konzertsäle der Region dar.

Der Bau des Sängerhauses erfolgte von 1899 bis 1903 nach Plänen der elsässischen Architekten Joseph Muller und Richard Küder. Während sein Baustil die Architektur der Neo-Gotik, Neo-Renaissance und Art nouveau mischt, ist das Sängerhaus eines der ersten Bauwerke Strasbourgs, das aus Stahlbeton gebaut wird. Es ist eines der Kleinode der sog. Neustadt, deutsches Stadtviertel, das als UNESCO Weltkulturerbe eingestuft ist.

Im Jahre 1909 wird der Hauptsaal mit einer Orgel aus dem Hause Dalstein-Haerpfer ausgestattet. Die Orgel wird durch Albert Schweitzer selbst, einen der Geldgeber, eingeweiht. Nicht zuletzt die Orgel verleiht dem Ort seinen ausnahmslosen Charakter. Tatsächlich ist er einer der wenigen Konzertsäle, die mit einem solchen Instrument ausgestattet sind, da Orgeln in der Regel Kirchenmauern zieren. Diese Innovation ermöglicht es, musikalisch zu experimentieren, inspiriert die Komponisten und Künstler, die dort gastieren und trägt zur Strahlkraft des Sängerhauses in der Region und über deren Grenzen hinaus bei.

Von 1903 bis 1975 ist der Palais des Fêtes die Hochburg des kulturellen Lebens Strasbourgs. Seine sehr rasch erworbene Geltung zieht zahlreiche hochkarätige Komponisten und Musiker an, wie z.B. Gustav Mahler, der hier im Rahmen des Musikfestivals seine fünfte Symphonie dirigiert, Richard Strass, Herbert von Karajan, Francis Poulenc oder Charles Munch. Seit 1920 findet hier jedes Jahr das traditionelle elsässisch-lothringische Musikfest statt.

Am Ende des ersten Weltkrieges wird das Sängerhaus in „Palais des Fêtes“ umbenannt und 1922 wird die Stadt Strasbourg seine Eigentümerin, nachdem die Mitglieder der Strasbourger Sängergesellschaft ausgeschlossen werden. Der Palais des Fêtes bleibt bis 1975 der hauptsächliche Konzertsaal, bis die Stadtverwaltung einen Großteil der musikalischen Aktivitäten vom Palais des Fêtes in den frisch eingeweihten „Palais de la Musique et des Congrès“ überträgt. Diese Veränderung begründet eine Phase des Niedergangs, die sich bis an den Anfang der 2000er Jahre erstreckt.

Am 9. Februar 2007 werden der Palais des Fêtes und seine Orgel in die Liste historischer Denkmale aufgenommen, um diesen herausragenden Ort des Strasbourger Erbes vor der Veralterung zu schützen.

Zur gleichen Zeit wird der Palais des Fêtes durch ein großes Renovierungsprojekt, das die Stadtverwaltung beschlossen hatte, vorläufig geschlossen. Von 2011 bis 2020 werden das städtische Choreografie-Zentrum und der große Konzertsaal renoviert. Indes sind die Renovierungsarbeiten des Gebäudes bis heute nicht abgeschlossen. Am Ende dieser langen Bauarbeiten ist der große Konzertsaal saniert, ohne dass die Orgel wieder aufgebaut wäre.

Wenngleich das Gebäude heute wieder operativ nutzbar ist, bleibt festzuhalten, dass sein Potential bei weitem unterbewertet und nicht ausgenutzt ist. Aus diesem Grund haben sich 2021 mehrere Freiwillige und Kulturschaffende entschieden, sich zu zusammenzuschließen und den Verein „Collectif Palais des Fêtes“ zu gründen, der sich zum Ziel gesetzt hat, diesem symbolträchtigen Ort der Strasbourger Musikszene seinen Glanz früherer Zeiten zurückzugeben.

Praktische Hinweise

Zugang

5 rue Sellénick
67000 Strasbourg

Bus 10 - Haltestelle Palais des Fêtes
Bus 2 - Haltestelle Phalsbourg